Zwischenblick Juli – August 2022

Summertime and the living ist easy … ich denke,  jede wird Gershwins Melodie aus Porgy & Bess nun im Ohr haben. Auch wenn sie von Porgy & Bess vielleicht noch nie etwas gehört hat, so ist diese Arie wohl die am häufigsten und vielfältigst gecoverte Jazz / Popmelodie überhaupt, sehr abgefahren und speziell interpretiert von Janis Joplin, und für meine Ohren besonders unschön von Jessey Norman. Bitte, werte Verehrer der zweifellos grandiosen Opernsängerin und einzigartigen Wegbereiterin, verzeiht, aber das ist mir einfach zu fett und mega uneasy.

Vom Cäsar zum Kaiser und anderen Königinnen

Heute blicke ich also zwischen Juli und August. Beide Monate haben 31 Tage. Was sich damit erklärt, dass dieser siebte Monat unseres Jahreskalenders, dem römischen Staatsmann Julius Cäsar gewidmet ist, wobei der Name Julius „dem Gott Jupiter geweiht“ bedeutet. Der achte Monat ist seinem Neffen und erstem Kaiser Augustus gewidmet. Der Name bedeutet übrigens „der Erhabene“. Beiden sollte hier gleichsam mit gleicher Tagesanzahl ebenbürtig gehuldigt werden.

Frau im gelben Hemd neben ebenso gelber Königskerze
Zwei Königinnen – eine schaut nach links, die andere nach rechts – fotografiert von Katharina Lökenhoff

Auf diesem Bild strahlt es Königskerzengelb, jawoll! Ich liebe diese Pflanze! Sie ist von wirklich derbem Wuchs, ihre Stengel und Blätter sind struppig behaart. Wenn der Wind oder ein unachtsamer Spaziergängerfuß sie umwirft, bleibt sie nicht liegen, nein! Ihr Blütenstängel richtet sich im Weiterwachsen an der Sonne auf und strebt aufwärts. Ich finde das auch philosophisch betrachtet ein sehr schönes Bild: Auch wenn es ab und an Abzweige und Abstürze gibt – durchatmen und weiter geht’s, immer dem Licht entgegen!

Hier kommt vielleicht der ewig zum Frühstücksbrettchen degradierte Spruch von den Prinzessinnen und ihrem Krönchen, das sie zurecht rücken, in den Sinn. Ich halte mich an die Königinnen-Variante: die zückt das Schwert. An die Form gemahnt die Königskerze. Ihre Blüten sind dafür um so zarter und ihr Duft ist einfach betörend. Ihre Heilwirkung bezieht sich auf Halsweh und Husten. All das erklärt, warum sie die zentrale Blüte im Kräuterbuschen ist – dazu mehr im nächsten Artikel.

Könginnengemäß waren jedenfalls unsere letzten Auftritte im Juli: Auf Schloss Agathenburg zeigten wir unsere Carmen, im Schloss Oberhausen gab es im Rahmen der diesjährigen Burgfestspiele unsere Tosca und im Rahmen der Jubiläums-Reihe trat unser Tannhäuser zum Sängerwettstreit auf der Wartburg an. Ich könnte mich an solch erhabene Spielorte ehrlich gewöhnen.

Und nach dem Wagner war dann erst mal Ruhe. Sommerpause. Insgesamt knapp vier Wochen spielfreie, also konzertfreie Zeit. Dass und warum ich diese Zeit wie verbracht habe/aktuell noch verbringe, das steht in meinem letzten Artikel zum Franzeidoskop.

Sommer-Ruhe

Dannheim allein daheim. Zum Sonnenuntergang über die abgeblühte Wiese an der Heimlichen Liebe zu spazieren und beim Klang von Grillengezirp den weiten Blick übers Ruhrtal genießen – das fühlt sich glatt ein wenig nach französischer Gascogne an. Darauf habe ich, wieder daheim, direkt mit einem Gläschen Floc angestoßen.

Ich habe wirklich für ein paar Tage in keine Partitur geschaut, keine einzige Zeile geschrieben und nicht eine Melodie auf der Ukulele erfunden. Einfach Ruhe, das war erst gar nicht so einfach.

Und irgendwann hatte die Dannheimerin nicht nur tatsächlich ein Wespennest unterm Dach, wie bei der derzeitigen Wespenplage wohl arg viele, sondern auch wieder die sprichwörtlichen Hummeln im Hintern:

Über den Tellerrand

Es ist eine schiere Freude, „Das gute Stündchen“ mit dem wundervollen Gitarristen noch einmal für unseren nächsten Auftritt zu überarbeiten und einzurichten. Neben lauter leisen Lieblingsliedern Texte und Gedichte von Djuna Barnes, Rosalia de Castro oder Rainer Maria Rilke – hach das wird ein wundervolles Stündchen am 6.8. im Kloster Maria Hilf bei Bühl.

Und natürlich begleitet mich Tschaikowskys Eugen. Unsere 15. legere Oper! Es ist wirklich der helle Wahnsinn! Unbeschreiblich schön ist diese Musik, und aus dem Libretto lassen sich derart rührende Verbindungen zum Komponisten und zum Autor des zugrundeliegenden Versromans ziehen, eben Puschkin.

Der erste Moderation-Entwurf ist fertig

Und Anfang des ersten „Monats mit R“ ist dann schon die erste Vorpremiere, hui!

Dann werd ich mich mal weiter ans Schleifen der Moderationen machen, ans Ölen der Stimmbändchen, damit sie es demnächst geschmeidig mit Bellini, Gounod und Tschaikowsky aufnehmen können, und ans Genießen meines Lebens.

Ihnen wünsche ich Abkühlung, wo der Sommer derzeit glüht, und sonnige Aussichten, wo der beißersehnte Regen gerade für Abkühlung sorgt, und vor allem Zuversicht. Denken Sie an die Königskerze: Immer dem Licht entgegen!

Das sind meine Juli-Blogartikel:

Franzeidoskop – sommerliche Gedankenausflüge

Meine 12 von 12 im Juli 2022

Herzliche, sonnige und königinneninspirierte Grüße sendet Ihnen

Franziska Dannheim

PS: Gelb ist wirklich eine ausgesprochen entschiedene Farbe. Dies ist mein erstes Kleidungsstück in gelb. Ich mag’s.