15 Jahre Oper légère

Ich kann es kaum erwarten, dass es jetzt soweit ist: Unser Jubiläum! Seit 15 Jahren gilt es: Eine Stimme, ein Piano, eine Oper – und so sind es nun 15 Produktionen, die wir in diesem Jubiläumsjahr allesamt zelebrieren wollen und werden. Wie passend und stimmig: im Bürgermeisterhaus Werden in Essen.

2022 – Oh Jubeljubiläum! 15 Jahre Oper légère!

So ein Jahreswechsel bringt für viele von uns ein gewisses Bilanzieren mit sich – nicht nur der profane Jahresabschluss will erledigt sein, auch der persönliche. Wieviele von uns steigen am 31. Dezember zögerlich doch noch auf die Waage um dann den ganz sicher letzten Weihnachtskeks zu tilgen mit dem Versprechen, dass ab dem folgenden Tag ganz neue Saiten aufgezogen werden? Oder nehmen sich vor, das neue Jahr mutiger, ausgeglichener oder erfolgreicher, in jedem Fall optimierter angehen zu wollen?

Mein Vorsatz ist ganz klar: ich will dieses Jubiläumsjahr in Fülle und Dankbarkeit zelebrieren, bejubeln und besingen! Und weil ich dieses Glück manchmal selbst kaum fassen kann, kaum glauben kann, schaue ich hier und jetzt zurück, mit klarem Fokus auf die letzten 15 Jahre und stelle fest, dass sich dieses Format in seiner Fülle und Vielfalt und Einzigartigkeit schon jetzt wie ein Lebenswerk anfühlt – MEIN Lebenswerk.

Eine Stimme, ein Piano, eine Oper

so lautet die Unterschrift und genauso simpel wie überzeugend war und ist und bleibt die Idee: mit feinem Gespür für die musikalische Essenz und den inhaltlich roten Faden will ich den Kern einer Oper herausschälen, mit unterhaltsamen Informationen anreichern und mit Verve servieren. Ich will Berührungsängste charmant umschiffen, denn die Gattung „Oper“ überfordert noch immer viele. Zu viel Kostüm und Maske, zu große Geste, lauter Gesang, donnerndes Orchester und am Ende sind meist alle tot. Nicht mit mir!

Es war einmal

Ich selbst bin von frühesten Kindesbeinchen an „klassisch“ aufgewachsen. Meine Mutter sang quer durchs Sopran-Repertoire. Mein Vater spielte Cello, und wir Kinder lernten alle ein Instrument. So wurden wir mit sämtlichen Cousinen und Vettern, Tanten und Onkeln auf die Kindersinfonie losgelassen. Das prägt und härtet ab, keine Frage. 

Was haben mich meine Schulfreundinnen ausgelacht, als sie in meinem Regal eben nicht Madonna, Prince oder Michael Jackson entdeckten, sondern Mendelsohn, Schubert und Mozart. 

Meine Initialzündung kam aber erst später. So profan es klingen mag: es war der Film „Pretty Woman“ mit der wundervollen Julia Roberts. Direkt nach dem Kinobesuch trieb es mich in die Musikalienhandlung, um eine Kassette von Verdis „Traviata“ mit Anna Moffo als Violetta zu kaufen. Sie hat mir dann wahrlich den Rest gegeben: diese Musik, dahin sollte der Weg gehen. 

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt

Wenn mir vor 15 Jahren jemand gesagt hätte: „Franziska, deine Idee, den kompletten Don Giovanni alleine zu singen, ist so verrückt, da wirst du sicher noch ein gutes Dutzend an weiteren Produktionen machen“, dem hätte ich den Vogel gezeigt. Schon allein meinen Stimmbändern danke ich hiermit, dass sie diesen Parforceritt durch alle Register seit 15 Jahren mitmachen. Heute kann ich sagen, dass mein Format, das die einschlägigen Werke der Gattung umfasst, Türöffner für den Besuch im großen Opernhaus sein kann. 

Ich bin überzeugt, jeder Mensch hat das Bedürfnis, sich und seine Emotionen ab und an auch im Extremen zu erleben. Das kann ich persönlich im Schutz des dunklen Zuschauerraums und eingebettet in den satten Klangteppich eines Orchesters ganz hervorragend und vergleichsweise risikolos: Wie die Sänger da stellvertretend lieben, hassen, morden, trösten, sterben, fliegen und erlösen … ergreifender als in dieser Großraum-Überforderung kann es im wirklichen Leben kaum sein. Ich bin nach einem Opernbesuch körperlich erschöpft, zerheult und selig, denn ich habe alles miterlebt, erlitten, genossen – Katharsis de luxe.

Sternstunde

Als ich vor 15 Jahren der wunderbar einfühlsamen Pianistin Jeong-Min Kim begegnen durfte, haben wir eher zufällig oder notgedrungen das legere Opern-Format „erfunden“. Mich treibt seither die schiere Lust, weiter und noch tiefer in diese wundervolle Musik einzutauchen. Ich will die vielschichtigen Zusammenhänge ergründen und vor allem: ALLE Lieblingsarien selbst singen, vor allem die Bariton-Partien. Wann hat ein Sopran schon diese Möglichkeit?! Sie merken schon: Das Format besteht zu einem gewissen Anteil auch aus schierem Eigennutz. Jeong-Min Kim ist dabei immer bedacht, das musikalisch stilsichere Fundament zu bereiten und meine allzu wilden Ideen-Wogen zu glätten. 

Es gibt so viel zu entdecken in dieser Kunstform „Oper“, die unsere Kultur vor etwa 400 Jahren hervorgebracht hat. Meine Mission ist, den Menschen die Hemmschwelle zu ebnen, um sich dieser berauschenden Turbulenz „Oper“ ganz leger auszuliefern. Nur unvoreingenommene Neugier und die Bereitschaft zur heiteren Unterhaltung ist vonnöten: Es gibt etwas zu hören, zu lachen und zu singen – und im Anschluss wissen wir alle mehr! 

Wunderbare Fügungen und geistreichen Winkelzüge

Was hat sich das Schicksal in den vergangenen 15 Jahren alles einfallen lassen, wie vielen besonderen Menschen durfte ich begegnen, damit diese Entwicklung ihren Lauf nehmen konnte, damit ich nun, an diesem 2. Januar 2022 auf FÜNFZEHN legere Opern-Produktionen blicken kann. Gut, Nummer Fünfzehn kommt erst im Herbst zur Premiere, meine Vorbereitung und Bearbeitung ist schon recht weit gediehen.

Jetzt, zu Beginn dieses neuen Jahres ist der perfekte Zeitpunkt, zu reflektieren, zu resümieren und Danke zu sagen. 

Nachhaltiger Erfolg wird immer auf vielen Schultern getragen 

Eröffnen möchte ich diesen Reigen mit Carsten Linck, dem großartigen Gitarristen und derzeitigen Geschäftsführer vom Bürgermeisterhaus Werden. In seinen „Heiligen Hallen“, eben diesem Schmuckstück von Kulturwohnzimmer haben wir in den vergangenen 15 Jahren all unsere Produktionen gezeigt. Außerdem erfüllt er mir den Herzenswunsch, zum Jubiläum ein légères Opern-Abo anzubieten. Mehr Information zum Abo erhalten Sie HIER

Agnes Wallek, seine geschäftsführende Vorgängerin, möchte ich ebenfalls unbedingt nennen. Sie hat uns von Stunde Null an, also seit 2007, und jeder einzelnen von uns schon lange zuvor, mit dem Bürgermeisterhaus eine Stammbühne in Essen eröffnet. Ihr unvergleichliches Lachen wird mir immer im Ohr sein.

Der eigentliche légère Startschuss fiel bei dem reizenden Ehepaar Tania und Manfred Vollmer. Dank ihrer großartigen privaten Kulturinitiative können wir seither jede unserer Opern vor einer exquisiten Zuhörerschaft erproben. Außerdem dokumentiert der renommierte Fotograf Vollmer unser Repertoire mit etlichen wunderbaren Aufnahmen. 

Allererster und wahrscheinlich ewiger Dank

gilt in diesem Zusammenhang Frank Weise. Der musikalische Tausendsassa hat Jeong-Min Kim und mich 2006 für seine Format-Idee „Opera, Pasta e basta“ zusammengebracht. In dem von ihm vorgeschlagenen Format, ein 3-Gänge-Menü mit einer hübschen Garnitur beliebter Sopran-, und Tenor-Opernarien zu veredeln, haben wir drei Tenöre verschlissen. Sie konnten oder wollten sich wohl nicht auf meinen Vorschlag des stimmfachüberschreitenden Erzählbogens einlassen. Und genau das war die Initialzündung von „Oper légère“: dann sing ich eben alles allein, jawoll! Was für eine gute, was für eine mutige und im wahrsten Sinne waghalsige Idee! 

Aber wie verkauft man diese Idee? All unsere Pressetexte hat Stefan Loeffler mit seinem eleganten und humorvollen Sprachgefühl poliert. Als fein beobachtender Journalist und Autor steht er mir seit unserer ersten zufälligen Begegnung am Schlierseer Lagerfeuer mit Rat und Tat zur Seite. Er war es auch, der mich zum Schreiben ermutigte und meinen ersten Gedichtband Lemonarien veröffentliche. 

Die grafisch und künstlerisch einzigartigen „Stempel“ zu jeder unserer Opern stammen aus der Feder von Hajo Müller. Der ausgezeichnete Illustrator und Fotograf ist ein langjähriger Begleiter meines Schaffens und inzwischen längst zum Vertrauten geworden. Er hält unermüdlich und einfühlsam meinen künstlerischen Werdegang in beeindruckenden Bildern fest. 

Musikalische Spielplätze

Wenn ich nun auf meinen musikalischen Weg zurückblicke, möchte ich mich unbedingt bei Michael Barfuß, dem damaligen musikalischen Leiter des Theaters Oberhausen, bedanken. Er hat mir in den vielen Produktionen zwischen 1996 und 2002 oft mehr zugetraut als ich mir selbst. Nie werde ich sein ungläubiges Amüsement vergessen, als ich mir die Arie der Lady Macbeth in Ermangelung eines Klaviers mit dem Glockenspiel erarbeitet habe. Meine erste Carmen-Habanera geht auf ihn. 

Schaue ich nun noch ein ganzes Stück weiter zurück, so liegt der ursprüngliche Anfang quasi auf einem Strohballen in einem Bildhaueratelier im Stuttgarter Westen im Jahr 1983. Der Regisseur Johannes Klett inszenierte hier seine Friedrich Hölderlin-Kollage „Heimat“ und engagierte das dreizehnjährige Fränzchen für die Figur des Mädchens, das den einen Satz zu sprechen hatte: „Es waren nämlich viele der schönen Inseln“. Die Verbindung riss über die kommenden 35 Jahre nicht ab, und so holte er mich mit meiner „Oper légère“ schließlich ans wunderschöne Wilhelma Theater nach Stuttgart. Ein Geschenk, diese Sateliten-DannHeimspiel-Stätte seither zwei mal jährlich bespielen zu dürfen. 

Allerschönste Spiel- und Reiseziele

Wenn ich hier von allerschönsten Spielstätten, wie dem Wilhelma Theater, schwärme, dann darf das zauberhafte Theater Putbus auf Rügen natürlich nicht unerwähnt bleiben. Hier gilt mein Dank dem Theaterleiter Peter Gestwa, der mich auf seine unverblümte und herzliche Art einst auf der Inthega, der Leitmesse für Theater- und Gastspielbetriebe, ansprach, dass ihm meine damaligen Oper légère-Plakate überhaupt nicht gefallen. Ich muss heute eingestehen – er hatte Recht! Und hat uns dennoch engagiert. Seither genießen wir ebenfalls zwei mal im Jahr die schöne Insel Rügen mit seinem hübschen weißen Theater und diversen weiteren Vorzügen. Es nährt meine Zuversicht, dass es Veranstalter*innen gibt, die nach wie vor gemeinsam mit den Künstlern einen Weg wagen, auch wenn das Produkt nicht zwingend zum Kassenschlager wird.

Ich habe eben die Inthega erwähnt und möchte dazu ergänzen: Auf dieser Messe bin ich nunmehr seit 10 Jahren (Oha! Ein weiteres Jubiläum!) mit einem eigenen Stand zur Oper légère vertreten – und anwesend, als Solo-Unternehmerin, die ich nun mal bin. Was für ein Riesen-Glück, dass ich vom wundervollen Tim Fischer dem Veranstalter-Zentralgestein und Kommunikations-Kaiser Egon Ahrens vorgestellt wurde. Er hat mir meinen Einstieg in diese für mich völlig neue Welt maßgeblich erleichtert und vor allem erheitert durch seine sonnige Art und seine fürsorglichen und stets verbindlichen Empfehlungen.

Wichtige Wegbegleiter und -bereiterinnen

Unbedingt in diese dank- und denkwürdige Reihe meiner wichtigen Wegbegleiter und -bereiterinnen gehört auch Carmela De Feo, meine allerliebste „La Signora“. Während unserer Gastspiele mit „Coco-lorez“ durfte ich alle Grenzen von Spontanität und Genanz überwinden. Legendäre Lachattacken gehen auf ihr Konto. Dass mich heute keine Bühnen-Panne dieser Welt mehr schrecken kann, habe ich ihr zu verdanken 

Nun gibt es zum Jubiläumsjahr auch noch einen wundervollen Bilderkatalog, der mich ehrlich beglückt. Diese opulente Fotoproduktion verdanken wir der Fotografin Monique Urbanski. Sie hat uns auf die Idee gebracht, all unsere Produktionen, wie Sie hier schon auf allen Bildern sehen können, derart kunstfertig abzulichten. Und dies hat sie dann mit unfassbarer Ausdauer, Akribie und heiterer Gelassenheit getan. Jetzt weiß ich endlich, was ein „Rembrandt-Licht“ ist, und wo dabei das Dreieck auf der Wange leuchten muss. Einen kleinen Eindruck des Kataloges gibt es HIER.

Meiner Familie kommt mein tiefer Dank zu. Ich habe als weitgehend autodidaktische Quereinsteigerin immer alles zwischen Klavierauszug und Elternabend, Sekundär-Literatur und Waschmaschine, Kindergeburtstag und Abendkleid ordentlich, also unordentlich quergebürstet, quergelesen und querverstrickt. Das hat von allen Beteiligten oft viel Geduld und Rücksichtnahme erfordert. Umso seliger bin ich über ihre Anerkennung meines mäandergleichen Weges. 

Klassische Musik trifft unverschämte Unterhaltungsfreude

Zu guter Letzt danke ich Jeong-Min Kim. Sie hat mit ihrer ruhigen und zurückhaltenden Art ein vertrauensvolles Feld eröffnet, das diesen kühnen Weg ermöglichte: seriöse, klassische Musik und unverschämte Unterhaltungsfreude. Ihr ausgezeichnetes, technisches Niveau, gepaart mit meiner stimmlichen Furchtlosigkeit, ist wahrscheinlich das eigentliche Geheimnis dieser fünfzehnjährigen Erfolgsgeschichte. Danke für diese gemeinsame Lebenszeit voller Musik, zauberhafter Begegnungen und unvergesslicher Anekdoten. 

Doch was wäre diese Bilanz, wenn ich nur „NUR“ die eine Seite, quasi was und wer mich auf die legere Opernbühne getrieben, geleitet, verführt hat, beschriebe?

So möchte ich zu wahrhaft allerbester Letzt Ihnen danken. Ihnen, die Sie diesen Artikel bis hierhin gelesen haben und damit zeigen, dass Sie an meinem Schaffen interessiert sind. Ihnen, die Sie meine Konzerte besuchen, zuvor Eintrittskarten gekauft haben, dann gemeinsam mit uns singen, rätseln, klatschen, lachen. Mir im Anschluss E-Mails, Briefe und Notizen schreiben, was Ihnen am Abend gefallen hat und auch was nicht; dass Sie klassische Musik eigentlich nicht mögen, aber jetzt endlich mal kapiert haben, worum es in dem Heckmeck geht, und der Ehegattin nun zum nächsten Hochzeitstag Opernkarten für einen Besuch in Hamburg schenken. 

Jawoll, Auftrag erfüllt

Genau dafür brenne ich, genau das macht mich unendlich glücklich: ich kann mein Glück mit Ihnen teilen! Und geteilte Freude ist immer weit mehr als nur doppelte Freude! Nicht zu vergessen: ich verdiene mein Geld damit und habe den schönsten Beruf der Welt!

So wünsche ich Ihnen und uns allen nun einen gelingenden und gelungenen Start in dieses neue Jahr mit der schönen Ziffernfolge: 2 – 0 – 2 – 2 – 2.

Neujahr also, und dann ist heute auch noch Neumond. Deutlicher kann es nicht sein, dass jetzt ein neuer Zyklus anbricht. Ich persönlich möchte diesen Neubeginn nutzen, mich auf das Gute, das Wahre und das Schöne zu besinnen, um sowohl die Aufgaben und Anforderungen, als auch die Geschenke und Sonnenstunden, die das neue Jahr wohl bringen wird, in Gelassenheit, Zuversicht und Dankbarkeit anzunehmen.

Nun sende ich meine besten Wünsche und herzlichsten Grüße,

Ihre Franziska Dannheim

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