April, ein letzter Monat mit „R“

Es war ein kalter April, ein sehr kalter – mit „R“. Und es war der erste April, an dessen Erstem ich mir keinen einzigen April-Scherz ausgedacht habe, um Familie, Freunde oder berufliches Umfeld zu foppen. Und das will wirklich etwas heißen!

Nicht, dass ich in trüber Tristesse einen Grund zu klagen habe, nein! Dieses vergangene Jahr hat mir soviel Neues und Schönes und Spannendes beschert. Vieles davon wäre mir in diesem Leben womöglich garnicht vergönnt gewesen, wenn dieses kleine, fiese Virus nicht daher gekommen wäre und all unsere Pläne und Vorhaben eben von heute auf morgen unter völlig andere Vorzeichen gesetzt hätte.

Ganz vorne in der Liste meiner persönlichen Zugewinne steht die Begegnung mit Jelena Ivanovic, Tänzerin, Choreografin, Kulturmanagerin in Essen. Hans Dampf in allen Gassen trifft auf diese zierliche aber bestimmte Person ja noch mehr viel zu als auf mich! Ihre spontane und höchst professionell umgesetzte Idee „Fenster zur Kunst“ war ein erster Lichtblick: entzückende Kurzauftritte mit dem wunderbaren Pianisten Markus Stollenwerk vor Hochhausbalkons. Gemeinsames Volkslieder-Singen auf maximaler Distanz, so rührend! Oder meine Bearbeitung von Goethes Märchen mit dem Cellisten Daniel Brandl AUF dem Flüsschen Lenne im Abendrot, traumhaft schön! Auch meine liebste Auswahl von Operngebeten gemeinsam mit dem Organisten und Kanton Stephan Peller war ein seliges Geschenk, tröstlicher geht es kaum! Das alles wäre nicht entstanden, wenn meine ursprünglich geplanten Konzert-Termine stattgefunden hätten. Selbstverständlich war und ist auch bei mir nicht alles nur heiter und rosarot, auf gar keinen Fall!

Zeiten in Schwarz und Weiß

Bei vielen Menschen in meiner Umgebung, Kollegen, Nachbarn, Bekannten – und auch bei mir selbst – stelle ich eine  zunehmende „Dünnhäutigkeit“ fest. Ein Hadern mit all den unklaren Unwägbarkeiten. Ein Überdruss an Aussichtslosigkeit. Eine abgescheuerte Zuversicht. Es ist für viele Menschen dann vielleicht griffiger, sich in Ablehnung und Gegenpositionierung zu definieren. Ich will aber nicht „dagegen“ sein. Ich will „dafür“ sein! Dafür, dass wir uns als Gemeinschaft wahrnehmen, in der jede Einzelne zum Wohle der Gemeinschaft, das eigene Ego ab und an hintan stellt.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass unsere Gesellschaft in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten aber vielmehr darauf hinzielte, das eigene Ego in Selbstoptimierung und Gewinnmaximierung vornan zu schieben. Vielleicht liegt es uns ja seit Jahrtausenden in den Genen, lieber die „eigene Sippe“ gegen den blöden Säbelzahntiger zu verteidigen, weil der Säbelzahntiger als solches halt blöd ist. Aber das ist er nur, so lange wir uns als die, wie ich finde nur vermeintliche und völlig schief verrutschte, Krönung der Schöpfung betrachten. Klar, ich kann nicht einfach blind um des lieben Friedens Willen immer nur „dafür“ sein! Ich will aber auch nicht nur wegen ungewohnter Unannehmlichkeit „dagegen“ sein. Es muss einen Mittelweg, einen Vermittlerweg geben. Nicht nur „entweder/oder“ sondern auch „und“. Und genau das ist der gemeinsame Nenner, den ich so erstrebenswert finde.

Die ewige Und/Oder Frage

Schwarz oder weiß, Tag oder Nacht, Fisch oder Fleisch, Kopf oder Zahl, über kurz oder lang – und das ist ein bemerkenswertes Thema, da ich mir in diesem letzten Monat mit „R“ die Haare abgeschnitten habe. Strähne für Strähne habe ich mit dem Scherchen in der Hand Schluss gemacht mit dem verspielten Firlefranz – von wegen: Dein langes Haar ist dein Kapital, dein Markenzeichen, deine Identität. Vergiss es! Zack – Jetzt – Hier! Ich will mich nicht per se entscheiden müssen. Weder zwischen Frisuren oder sonstigen Kategorien, noch Menschen oder Ansichten. Ich will zuhören und fragen und verstehen und überhaupt. Und außerdem will ich, dass jetzt wirklich Frühling wird, dass es wärmer wird und wir nicht erst noch die Eisheiligen mit der kalten Sophie am 15.5. abwarten müssen, bis ich meine selbstgezogenen Tomaten nach draußen pflanzen kann. Außerdem soll das Crowdfunding für mein „Rosepin-Projekt“ über Startnext endlich in die Finanzierphase geht. Es ist halt immer ein Kommen UND Gehen!

Franziska steht am Waldrand mitten auf einem Asphaltweg und schaut in die KameraKomm, lieber Mai und mache

… die Bäume wieder grün. Danke Mozart! Grün ist die Farbe der Hoffnung. Und ich habe ehrlich Hoffnung. Nicht nur weil der Zaunkönig vor meinem Fenster brütet und die Birne in meinem Garten eine einziges Blütenwolke ist. Schon in der kommenden Woche werde ich hier mein derzeit allergrößtes eigenes Projekt vorstellen: „Rosepin bleibt daheim“ – ein Kinderbuch mit Musik. Illustrationen sind von der großartigen Queen Karolina Golightly von King Bird Illustration, das Arrangement vom fabulösen Volker Kamp. Und da gibt es EINIGES zu berichten! Überhaupt scheinen diese Kinderproduktionen MEIN Thema in diesem Jahr zu sein: Morgen habe ich Probenbeginn, hurra! Proben mit Jelena Ivanovic und ihrem Team für das Kinder-Tanz-Theaterstück PhantaNase, geplant für die Dubois-Arena im Juli. Wenn das keine guten Aussichten sind?! Neben diesen Vorfreuden mehren sich in den letzten Tagen auch die Telefonate mit diversen Veranstaltern. Die ersten Mutigen haben vorsichtig wieder Konzert-Termine für meine Oper légère angefragt. Es gedeiht das Schöne, das Gute und das Wahre, ich bin ganz sicher!

So zitiere ich zum Ende hin den Mehrzeiler, der meine Lieblings-Lüftelmalerei an meinem oberbayischen Heimat-Ort ziert:

A bissel mehr Wir und weniger Ich, a bissel mehr Kraft, ned so zimperlich!

Und vielmehr Blumen während des Lebens, denn auf den Gräbern blühen’s vergebens.

Genau so! Und von nun an ohne „R“.