Zwischenblick September – Oktober 2025

Golden ist er, der Oktober und wie man es auf dem Titelbild dieses Zwischenblicks sehen kann, hat es auch schon im September wahrlich goldene Tage gegeben. Das Foto ist am Moorsee in Kißlegg im Allgäu entstanden, mehr dazu im Verlauf des Artikels. Die Natur flammt dieser Tage noch einmal in ihren schönsten Farben auf und beschenkt uns üppig.

Es gab – siehe Foto – bereits Pilzomelette aus gesammelten Birkenröhrlingen. Die Kornellkirschmarmelade ist gekocht, Kräuter für Tees und Tinkturen verarbeitet und auf dem Tisch liegen noch ein paar wilde Äpfel und warten auf ihre Kompottierung. Herr, der Sommer war sehr groß … dieses wunderbare Gedicht von Rainer Maria Rilke werde ich am Schluss noch einmal aufgreifen.

Die drei wichtigsten Themen

Herbst – Harvest – Erntefest

Was ich selbst schon alles geerntet habe – im rein pflanzlich, kulinarisch Sinn, das habe ich bereits im ersten Absatz heraus posaunt. An diesen Wochenenden finden nun allerorten die Erntedankfeste statt. Nicht nur in den Kirchen.

So habe ich das Bauernhoffest vom Oberschuirshof im Essener Süden besucht, und wieder einmal festgestellt, was es für landschaftliche Idyllen hier im Ruhrgebiet gibt. Es war ein Segen, all die strahlenden Kinder zu beobachten, die auf historischen Traktoren über die weitläufigen Felder brettern durften, den Duft von frischem Brot aus dem Holzofen in der Nase, körbeweise Äpfel frisch geerntet – und Gänse. In Scharen.

Natürlich kommt mir direkt in den Sinn, dass die meisten von ihnen hier das Martinsfest Mitte November, spätestens das Weihnachtsfest nicht überleben werden. Aber ehrlich: wenn Gans, dann so eine, die ein ganz glückliches Gänseleben hier auf den weiten Feldern geschnattert hat. Da tauchen sie auf, die:

Sinn- & Glaubensfragen

Wofür ernten wir? Um über den dunklen Winter zu kommen. Was will ich überhaupt ernten? Und wann muss ich rechtzeitig säen, um überhaupt ernten zu können?

Das sind große Fragen. Wenn man sich diese überhaupt stellen möchte, sich diesen stellen möchte. Ja, ich will.

Mehrfach habe ich berichtet, dass ich mich mit den christlichen Religionsideen und -Praktiken, sowie der monotheistischen Lehre, dass es dort oben fern in den Himmeln eine männliche Figur geben soll, die über mein Wohl und Weh richtet, sehr schwer tue. Mehr noch: damit kann ich mich nicht identifizieren, darin finde ich weder Sinn, Frieden noch Ruh.

Ich bete lieber mit den Pflanzen, den Tieren, den Sternen und für uns alle, praktisch, handfest, jetzt und hier, heute und morgen – und dann sehen wir weiter. Ja, der Heilige Franz von Assisi ist nicht nur mein Namenspatron. Der Wald ist meine Kathedrale, die Früchte am Wegesrand sind meine Kommunion.

Doch gehe ich sehr gerne in Kirchen. Nicht unbedingt zur Zeit des Gottesdienstes, gerne allein in aller Stille. An diesen geweihten Orten spüre ich die Heiligkeit zahlloser Gebete all der Menschen, die vor mir da waren. Kontemplation – im Tempel. Ich zünde eine Kerze an, manchmal auch zwei oder drei – je nach dem, was ansteht.

 

Und: ich singe. Spätestens seit meiner Tour franzi geht dann heim im Sommer 2023 habe ich das schlichte und aufrichtige Singen in Kirchen und Kapellen für mich entdeckt, am liebsten ohne menschliche Zuhörer. Es ist mein Gebet, mein Geschenk. Ich singe, spüre die Schwingung in den akustisch meist beglückenden Räumen, versinke im Anblick der Heiligen und spüre deren Geschichten nach, deren Leben und was sie uns heute noch sagen können.

Und werde reichlich zurückbeschenkt: Meine jüngste „Entdeckung“ ist die „Kleine Therese von Lisieux„. Sie ist die Patronin der ehemaligen Kirche in meinem Essener Viertel. Dieses Gebäude wurde – im Zuge der schwindenden Mitgliederzahlen und Kirchenbesucherinnen – auf spektakuläre und äußerst sinnstiftende Weise multifunktional umgebaut: Kindertagesstätte, Gemeindebibliothek – und eine kleine Kapelle gibt es auch.

Es ist mir eine Freude und Ehre zur Einweihung meine frisch geschriebenen „Musette pour la petite Therese“ zu kredenzen. Ich habe viel über sie gelesen, vor allem VON ihr gelesen, und kann nur wieder in Dankbarkeit feststellen, wie viel Inspiration ich durch das Beschäftigen mit Themen, Biografien, Ideen und Träumen anderer Menschen erhalte. Mein eigenes, kleines Bild von Sinn und Glaube wird dadurch immer differenzierter, weiter und klarer.

Eine weitere Frau möchte ich an dieser Stelle unbedingt erwähnen und ehren: Jane Goodall

Sie starb am ersten Tag dieses Monats. Seit Jahren unterstütze ich ihr Institut mit einer Patenschaft für eine Schimpansen-Lady. Ihr  Buch der Hoffnung ist eine klare Anleitung dazu, selbst den Unterschied zu machen, den wir uns alle wünschen. Es geht auch hier um das Engagement im Hier und Jetzt. Kein Gejammere und Gestöhne. Ja, die Welt, sie dreht sich wild und dreht sich immer schneller. Ich denke unweigerlich an Phaethon mit dem Sonnenwagen.

Wann schleudert Jupiter wohl den Blitz? Und wo weinen sie dann, die Heliaden? Wenn Sie diesen griechischen Mythos ganz vorgetragen erleben möchten, müssten Sie zu uns zu einem nächsten „Whitney-Schwangengesang“ kommen. Doch leider ist derzeit (noch) keiner auf dem Spielplan.

Sehr wohl auf meinem Spielplan steht hingegen dies:

Oper légère for ever

Wir hatten eine wunderbare Romeo&Julia-Vorstellung zur Spielzeit-Eröffnung in Leverkusen. Und dazu die wohl beste Kritik EVER! Vielen Dank Herr Brombach, dass Sie mit so feinem Gespür und offen neugierigem Geist unserer Version von Romeo & Julia gelauscht haben und dass Sie das Erlebte so wohlwollend und wertschätzend im Kölner Stadtanzeiger niedergeschrieben haben. Dannheim dankt in Demut.

Dieses Format „Oper légère“ ist letzten Endes wahrscheinlich mein Vermächtnis, mein nachhaltig beste Programm-Idee. Derzeit laufen die Proben für unsere Premiere im nächsten Herbst 2026; da steht dann Donizetti Liebestrank auf dem Spielplan. Davor werden wir mit einer einmaligen Sondervorstellung  am 1. März 2026 den 20. Geburtstag unserer allerersten Begegnung und Probe vom 1. März 2006 feiern. Im Bürgermeisterhaus Werden, der Spielstätte, die uns in den letzten 20 Jahren wahrlich zum kulturellen Wohnzimmer geworden ist, Danke Agnes Wallek und Carsten Linck für die vertrauensvolle Treue.

Und wenn es gerade mal läuft: ich habe heute den ersten Entwurf für eine kommende Produktion für 2027 niedergeschrieben. Das bringt noch einmal ganz frischen Wind in unser Format Oper legere; mehr will ich hier noch nicht verraten, außer: hach, ich freu mich drauf!

Allerhand Erlebtes

Weiter geht es im Wellness-Bad der selbstgeschriebenen Geschichten: Fünf Jahre ist es schon wieder her, dass mir die Idee und die Lieder zur kleinen Rosepin zugeflogen sind. Es hat dann ein weiteres Jahr gedauert, bis die Arrangements und Einspielung mit dem wunderbaren Volker Kamp fertig waren. Die bezaubernden Illustrationen von Karolina Golightly haben das ganze dann zum Buch werden lassen – durch ein bemerkenswertes Startnext-Projekt. Die Musik ist über die digitale Hörboutique Ohrenflausen erhältlich. Nur für das Buch haben wir immer noch keinen Verlag gewinnen können.

Um so glücklicher macht es mich, wenn ich – wie kürzlich geschehen und hier auf dem Bild zu sehen – bei der Überreichung des Startnext-Förderinnen-Exemplars an die geschätzte Jungleserin direkt dabei sein darf.

Ich liebe diese Geschichte meiner kleinen Titelheldin, vor allem die Lieder und Bilder, möchte gern jedes Kinderherz bestärken, genau so neugierig und unverdrossen wie Rosepin in dieser schönen Welt zu hüpfen – auch wenn man mal daheim bleibt … Ich glaube, ich wünsche mir fürs kommende Jahr einen Verlag für Rosepin.

Das mit dem Wünschen hat auch in diesem Jahr gut geklappt.

Nach dem ich etwa vier Jahre lang mit dem Gedanken gespielt, mit dem Wunsch gerungen habe, an der Storl-Akademie, an der Seite von Wolf-Dieter Storl noch tiefer in die Themen von Naturheilkunde und Ethnobotankík einzutauchen, war es in diesem Jahr soweit:

Über drei Blöcke im Mai, im Juli und nun abschließend im September habe ich viel Neues, viele Vertiefungen, und etliche Erfahrungen sammeln dürfen, die nicht nur meinem Pflanzenwissen, sondern meinem persönlichen und weitläufigen Weltverständnis zu Gute kommen.

Danke Peggy und Wolf-Dieter, Danke an meine wundervolle „Gundelreben-Gruppe Wölfe der Sonne“. Alle haben wir unsere Abschlussarbeiten vorgelegt, jawoll!  Ich werde meine Arbeit in die nächsten Woche HIER verlinken. Für mich persönlich war das Ganze eine Art Meisterprüfung – und wie schön, dass ich am Ende sogar mit einem kleinen Meisterwurz-Zögling vom „Meister himself“ nach Hause reisen konnte.

Zuhause ging es dann schon direkt meisterlich weiter:

Whitney – ein Schwanengesang“ stand auf dem Spielplan.  Seit anderthalb Jahren haben wir dieses Programm im Repertoire und mit jeder Vorstellung habe ich das Gefühl, näher und inniger an die Person, an die Geschichte und alles was mir ihr verbunden ist, zu gelangen. Auch hier greift es wieder: sich mit den Lebensgeschichten anderer Menschen in offener und aufrichtiger Zugewandtheit zu verbinden, ist so lohnend, für alle Beteiligten.

Wie schön, dass ich mit Markus Stollenwerk einen derart spiel- und experimentierfreudigen, versierten Pianisten und Arrangeur UND Sänger an meiner Seite habe, mit dem wir das Kapitel Heroinnen – das Lied ihres Lebens eben erst aufgeschlagen haben: neben Whitney Houston gibt es ein Programm zu Doris Day. Außerdem folgt im kommenden Jahr anlässlich des 100. Geburtstags eine Widmung an Marylin Monroe.

Da fügt sich folgende Kategorie blenden ein:

Kompliment des Monats

„Liebe Franzi, we will always love you! Bezaubernd – wie immer – von innen und außen! Und auch du bist gut genug, genau wie Nippy!!!“

Zuschauerin nach „Whitney – ein Schwanengesang“

Meine Blogartikel im September

Meine 12 von 12 im September 2025

September Revue – 30 Jahre auf der Bühne

Über den Tellerrand

An dieser Stelle möchte ich einen knapp gehaltenen Ausblick in die kommenden Wochen werfen. Genaueres finden Sie bei den TERMINEN. Wie anfangs schon beschrieben, befinden wir uns mitten in der Erntezeit. So geht es für dieses Jahr noch ein letztes Mal auf

Franzis Krautschau 25

Ich mag dieses Foto, das Christoph Hildebrand bei der September-Schau aufgenommen hat, sehr. Zeigt es doch sehr genau meinen beherzten Zugriff ohne jegliche Dreck-Scheu. Im Gegenteil: Heilige Erde ziert meine Hände, wenn ich Wurzeln heben und Kräuter zeigen darf. Hier ein letztes Johanniskraut. Sonnig gelbe Sommererinnerung.

Ende des Monats folgt – nach einer letzten Krautschau zum Ende der Erntezeit – das letzte Jahreskreisfest gemäß dem keltischen Kalender: Samhain. Danach wird draußen in der Natur nichts mehr gesammelt. Die Natur darf ruhen, alles gehört dann den mehr oder weniger hungrigen und unruhigen Geistern. In der christlichen Tradition wurde die dreitägige Festdauer aufnehmend, daraus Allerheiligen-Abend, Allerheiligen und Allerseelen. Allerheiligen-Abend heißt auf englisch All Hallows evening -kurz: Halloween.

Auch wenn ich dann für drei Monate nicht mehr hinaus auf Krautschau gehen werde, entwickelt sich gerade die Idee, passend zur dunkeln Zeit, bei gemütlichem Kerzenschein noch mehr Geschichten und Märchen zum Brauchtum zu erzählen. Aktueller Arbeitstitel: Kraut& Reden. Bei Interesse bitte melden unter: kontakt@franziska-dannheim.de

Außerdem steht am 25. Oktober ein runder und wunderbarer Geburtstag an:

Johann Strauß – dem Walzerkönig zum 200.

Verrückt, Marylin Monroe würde 100 und Johann Strauß 200 Jahre alt. Wieviel mehr als die von mit gedachten 100 Jahre liegen das zwischen diesen beiden Persönlichkeiten?! Nächstes Jahr weiß ich mehr – und werde davon berichten. In diesem jähr steht also der 200. von Walzerkönig an; zu diesem Anlass zeigen sie am Essener Aalto Theater die Operette „Wiener Blut“. Einen Tag danach feiern wir  ausgelassen mit seiner Fledermaus im Bürgermeisterhaus und knapp einen Monat später im Stuttgarter Wilhelma Theater. Das wir ein Spaß. Bürgermeisterhaus ist bereits ausverkauft. Wer ins Wilhelma Theater kommen will, kümmere sich schnell um Karten.

Allerletzter musikalischer Reisebericht franzi geht dann heim

Lustig, dass in diesem Zwischenblick direkt zwei meiner Bücher zur Sprache kommen. Hier ist ein „historisches“ Foto von der letztjährigen Frankfurter Buchmesse. Am Stand vom Verlag 360° medien und mit meinem Verleger Andreas Walter konnte ich die Veröffentlichung meines Reiseberichts krönen. Wirklich ein erhebender Moment.

 

Damals war der Plan, mich für ein Jahr auf die Vermarktung der dazugehörenden Live-Programms zu fokussieren. Und so ist es geschehen. Wirklich schöne Abende an besonderen Orten wie Beyenburg, Stuttgart und natürlich Essen. Hier war die erste Lesung im Bürgermeisterhaus – wie gesagt: mein persönliches kulturelles Wohnzimmer – und in Essen wird es am 12.11. auch die letzte Lesung geben: in der „Theresien-Bibliothek“ – ganz ohne Lisieux – Mon Dieu! Was für eine Runde Sache.

NOTA BENE

In diesem letzten Abschnitt lasse ich gern mein poetisches Gemüt schwelgen und da fallen mir zur goldenen Herbst-Melancholie natürlich direkt zwei große Melancholiker ein. Peter Tschaikowsky und Rainer Maria Rilke.

Wenn Sie Beschäftigung für die nun länger werdenden Abenden suchen – schließlich wird zum Ende dieses Monats auch noch die Zeit umgestellt – dann habe ich Ihnen passende Inspirationen zum entspannten Zurücklehnen und Genießen.

Genauso, wie ich es in dem „Summ-Stamm“ bei unserem Besuch bei der Firma Primavera im schönen Allgäu genießen durfte: Duft und Ruhe – ein Segen. Hier ist nun mein Musik-Tipp: Peter Tschaikowskys Herbstlied „Oktober“ und dazu dann einen Becher Kakao und Rainer Maria Rilkes Gedicht oder Jane Goodalls Buch der Hoffnung!

Vorher schreibe ich noch geschwind, wie das mit dem Stundenschieben am Ende dieses goldenen Monats sein wird. Mir hilft da eine wunderbare Eselsbrücke eines englischsprachigen Freundes meiner Familie: Im Herbst heißt es „fall back“ – also eine Stunde zurück. Das heißt, um 2 Uhr nachts bleibt es eine Stunde lang 2 Uhr. Wir bekommen also eine Stunde geschenkt – um Tschaikowsky zu hören und Rilke zu lesen, wunderbar!

Herbsttag ∼

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Rainer Maria Rilke (Paris 1902)

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