In der letzten Adventwoche noch eine solche Anerkennung meiner Arbeit zu erfahren ist schön! Mit Urkunde sogar! Da veröffentliche ich es doch gerne als vorweihnachtliche Verabschiedung aus diesem Jahr:
Von Mond und Meer
I.
Ein regnerischer Morgen; dort
seh’ ich den Mond am Dachfirst stehen.
Beinahe voll,
doch weiß ich wohl:
Dreh’ ich mich um, dann ist er fort.
Er muss tagsüber untergehen
und kippt bereits zur Seite hin.
Matt konturiert mit müdem Blick
neigt er den Rumpf,
leicht abgestumpft.
Ob er sich nach der Wolke sehnt,
die ihn zum Schlaf zudeckt?
Ich sehe ihm Erschöpfung an,
verzehrt von nächtlich’ Abenteuer.
Blasser Schimmer
von Liebeskummer?
Schleierhaft endet die Bahn.
Du fragst, was das bedeutet?
Ich will´s erläutern:
II.
An endlosen Seilen, unzähligen Zügen,
die allesamt sind fest vertäut
mit sieben Rockzipfeln,
den Wellengipfeln,
so lenkt er die Siebenmeer, keine Lüge.
Eine wahrhaft unfassbare Braut:
Hinreißend umspült sie Erde,
unendlich reich an Farben und Kraft!
Wild, ungebändigt
und er hofft inständig,
dass sie sein Weib in Ewigkeit werde;
wie oft hat sie ihn verlacht.
Die sieben Röcke durch Seilzug zu glätten,
wo sie immerzu in Bewegung sein will
ist freilich Arbeit.
Doch er ist bereit,
die Biesen und Schößchen stets neu zu verketten.
Madame Siebenmeer ist sein Ziel,
beteuert er still.
III.
Ihre Beziehung, geprägt von Distanz,
macht ihm zugegeben zu Schaffen, so nimmt
er mal zu, mal ab –
immer auf Trab
und sehnt sich nach diesem einen Tanz,
der sie zueinander bringt.
Betörend sind die seltenen Stunden,
da sie des Nachts geheimnisvoll, dunkel
und spiegelglatt ruht,
das tut ihm gut.
Sein Antlitz glitzert dann auf ihr dort unten,
wenn sie gemeinsam die Erde umrunden.
Mal sprudelnd, mal murmelnd zerfließt sie vor ihm,
erzählt von Schätzen und Sagen.
Spuckt neckisch ihm Gischt
ins erstaunte Gesicht,
als er verträumt versäumt weiter zu ziehen.
Dramatische Folgen soll’s haben,
kann man wohl sagen!
IV.
Ihre Verbindung sei nicht unterschätzt:
Endlos sind Seile und Züge verknüpft;
das heißt, wenn er stockt
verhakt sich ihr Rock.
Ebbe und Flut sind in Aufruhr versetzt:
Gezeiten vollends der Spur enthüpft!
Wolkenverhangen tobt sie dann blind. Er
wartet wohl wissend, die Ruhe zu wahren
und steigt nicht hinab,
das wäre sein Grab!
Schon bald zeigt sich Madame Siebenmeer
entspannt, fragt, wo sie grad waren.
Als Mond sieht er weit über die Welt hinaus,
kann von der Milchstraße Neues erzählen;
das lässt sie Seemeilen
in Spannung verweilen.
Ihr tosender Wellenschlag ist sein Applaus,
als regnend der Vorhang fällt.
Jetzt schläft er, gelt?